Hermann Suida, Gründervater der Unipartnerschaft Salzburg-Leon und langjähriges aktives Mitglied der Städtepartnerschaft Salzburg León reiste im Februar 2018 mit 24 Studierenden der Universität Salzburg nach Nicaragua. Wir durften auch diese Universitäts-Exkursion wieder organisieren und begleiten und freuen uns sehr, den Erfahrungsbericht von Hermann zu teilen:
Die 8. Exkursion nach Nicaragua – seit 1990 – aus dem Bereich Geographie und Geoinformatik der Universität Salzburg vom 04. bis 14.02.2018 hat mich einmal mehr davon überzeugt, wie wichtig für Studierende der wenn auch kurze Aufenthalt in einem tropischen Entwicklungsland ist. In wenigen Tagen können Lernvorgänge von unschätzbarem Lebenswert in Bewegung gesetzt werden – alle haben mir das wiederholt bestätigt.
Die Lernmotivation am Ort des Geschehens ist eben um ein Vielfaches höher als zuhause bei Vorträgen oder der Lektüre wissenschaftlicher Arbeiten. Je kürzer der Aufenthalt desto sorgfältiger muss die Planung und das Management sein. Loro Trips hat sich erfolgreich wie bisher um die vielen großen und kleinen Details gekümmert, die so eine Exkursion erst zum Erfolg machen. Meine Kollegen Dr. Bernhard Zagel und Prof. Thomas Blaschke haben mit mir die akademische Leitung übernommen und die Route nach bewährtem Muster zusammengestellt.
Unserer Partnerstadt León kommt dabei immer eine besondere Bedeutung zu. Wir fühlen uns dort sicher zum Eingewöhnen, nehmen den Rat von ExpertInnen vor Ort gerne an und fahren die wenigen Kilometer nach Westen zum Pazifik und bestaunen nach einem angenehmen Bad den ersten Sonnenuntergang über dem Meer mit fast unmittelbarer Dunkelheit danach. Gerade diese Kombination von Stadt und naheliegendem Meer könnte León und seinen Tourismus so bedeutend machen.
Freilich, einen ersten Höhepunkt bildet die relativ einfache Besteigung des jungen Vulkans Cerro Negro und die anschließende Abfahrt auf Sand mit einem Surfboard– wie lange wird das noch möglich sein? Die Erosionsschneise ist inzwischen bedrohlich breit und zu einem Naturschutzgebiet passt diese harte Nutzung (30 bis 280 Abfahrende täglich!) eigentlich nicht.
Immer dazu gehört das Thema Kaffee mit der Region Matagalpa. Bei keiner bisherigen Exkursion konnten so große Flächen beobachtet werden, auf denen der Kaffee zur Trocknung in der Sonne ausgebreitet und immer wieder von Menschenhand gewendet wird. ExpertInnengespräche lassen nur erahnen, wie aufwändig Ernte, Verarbeitung und Veredelung dieses Naturprodukts in vielen einzelnen Schritten ist. Man schämt sich dann leicht einmal für den niedrigen Endpreis bei uns und trinkt die nächsten Tassen vielleicht mit Ehrfurcht….
Granada ist zweifellos die große Konkurrenz von León mit einem ebenso beeindruckenden Zentrum aber mit intensivem internationalem Tourismus wie wir das aus Europa kennen. Der Bauboom vorwiegend von Hotels hält an, Stadtentwicklungspläne gibt es aber sie entfalten wenig Wirkung. Granada hat beispielsweise mit dem Nicaraguasee, den „Isletas“, den Lagunen, der Stadt Masaya und dem Vulkan Mombacho ein Füllhorn an nahen Ausflugszielen. Dagegen ist die Hauptstadt des Landes – Managua – wenig attraktiv, trotz aller Versuche am Ufer des Managuasees eine Unterhaltungsmeile zu etablieren. Und man verbringt meist die letzte Nacht in der Nähe des internationalen Flughafens Cesar Augusto Sandino.
Meine persönliche Wertschätzung für Nicaragua hat sich weiter gefestigt und ist auch gestiegen. Trotz aller Schwächen des politischen Systems und der wachsenden Schere zwischen Arm und Reich (wie bei uns auch) sind Anzeichen von Stabilität und Entwicklung unverkennbar. Überall im Land wird fieberhaft an der Strominfrastruktur gearbeitet, Stromausfälle sind selten geworden, die Ökostromgewinnung aus Wind und Sonne nimmt rasant zu. Ebenso wird umfangreich am Straßennetz gearbeitet, die steigende Motorisierung verlangt danach. León leidet mit seinem Schachbrettgrundriss enorm unter dem Verkehr…. dafür wurde die Stadt nicht angelegt…. Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung wären dringend angesagt. Zuletzt ein Gedanke zu den Menschen, die mir dort begegnen. Sie sind freundlich und hilfsbereit, manche sogar Freunde geworden …… und das seit 1990.
Hermann Suida