Nach gut einer Stunde Fahrt in einem Jeep durch das heiße pazifische Tiefland taucht er plötzlich auf – der Cerro Negro. Mit seinen 728 Metern Höhe gehört der „Schwarze Hügel“ zwar nicht unbedingt zu den höchsten Erhebungen der Vulkankette Cordillera de los Maribios, dafür warten einige andere weltweit einzigartige Besonderheiten auf die BesucherInnen: Der jüngste Vulkan Zentralamerikas ist gleichzeitig einer der Aktivsten Nicaraguas. Seit seinem Entstehen im Jahr 1850 ist der Cerro Negro gut fünfundzwanzig Mal ausgebrochen und das permanente Brodeln unter der dünnen Erdkruste kann man sowohl als Hitze spüren als auch in Form von Dampf sehen und den Schwefel riechen. Sein geringes Alter und die hohe Aktivität führen auch zu seinem charakteristischen Erscheinungsbild und bilden die Basis für den eigentlichen Besuchsgrund der meisten TouristInnen: das Vulkan Surfen.
Entstehung des Vulkan Surfens
Es ranken sich unterschiedliche Mythen rund um die Erfindung dieses halsbrecherischen Sports. Eine weitverbreitete Theorie zur Entstehung geht auf den französische Sportler Eric Barone zurück, der im Jahr 2002 auf die Idee kam, einen Weltrekordversuch im Downhill Mountain Biking am Cerro Negro zu versuchen. Die relativ steilen, glatten und feinkörnigen Hänge des Vulkans erschienen ideal und Barone erreichte bei seinem Versuch die unglaubliche Geschwindigkeit von 172 Kilometern pro Stunde bevor er schwer stürzte und mit mehreren Rippenbrüchen ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Inspiriert von dieser waghalsigen Aktion begann der Australier Darryn Webb mit unterschiedlichem Equipment zu experimentieren. Es heißt, er soll versucht haben, die Hänge des Berges mit einer Matratze, seiner Haustüre, einer Kühlschranktür und sogar auf einem Picknicktisch zu surfen. Schließlich entschied er sich für eine einfache Sperrholzplatte mit einer Fangschnur und bis heute ist dieses Modell erfolgreich im Einsatz.
Vulkan Surfen: Aufstieg und Ausrüstung
Zur Ausrüstung gehören beim Vulkan Surfen neben dem Board auch noch ein Overall, eine Schutzbrille sowie Handschuhe. Mein persönlicher Tipp: Da es sich um eine sehr staubige Angelegenheit handelt, sollte man zusätzlich noch ein Tuch bzw. ein Bandana als Gesichtsschutz mitbringen!
Der Aufstieg zum Gipfel des Cerro Negro dauert abhängig von der individuellen Fitness zwischen einer halben und einer Stunde. Trotz des relativ kurzen Aufstiegs und des geringen Höhenunterschieds sollte man die Wanderung nicht unterschätzen. Das Gewicht des Boards und der oft sehr starke, böige Wind in Verbindung mit den hohen Temperaturen können die Besteigung zu einem schweißtreibenden Unterfangen werden lassen.
Dafür erlebt man während des Aufstieges die vulkanischen Kräfte in einer surrealen, schwarzen Mondlandschaft und wird am Gipfel mit einer grandiosen Aussicht zu den umliegenden Vulkanen belohnt. An klaren Tagen reicht die Sicht sogar bis zum Pazifik.
Am Gipfel angekommen, ist die Bedienung des Gerätes schnell erklärt: nach hinten lehnen beschleunigt, nach vorne beugen bremst. Im Zuge eines ersten prüfenden Blicks den steilen Abhang hinunter kommen gewisse Zweifel auf. Die energischen Worte des Guides „No te preocupes, ¡vamos!” (Keine Angst – los geht’s!) lassen keine Zeit für weitere Überlegungen. Und ab geht’s…
Ob eine kolportierte Höchstgeschwindigkeit von 90 Kilometern pro Stunde tatsächlich erreicht werden kann, sei dahingestellt. Unbestritten ist allerdings der positive Einfluss des Vulkan Surfens auf die Anzahl der BesucherInnen der Stadt León. Im Jahr 2005 besuchten nach offiziellen Angaben 5.200 ausländische TouristInnen die Stadt. Zehn Jahre später verzeichnete die Partnerstadt von Salzburg bereits mehr als 20.000 BesucherInnen pro Jahr und hat sich damit fest als zentralamerikanischer Tourismusmagnet etabliert. Auch wenn der Cerro Negro natürlich nicht alleine für diesen Boom verantwortlich ist, so zeugen die hohe Anzahl an täglichen BoarderInnen und die vielen TouranbieterInnen vom enormen Einfluss des Vulkans auf die touristische Entwicklung der Region.
Vulkan Surfen – ein Must-Do
Meiner Meinung nach gehört eine Tour zum Cerro Negro unbedingt zu jeder Nicaragua-Reise! Die landschaftliche Schönheit in Kombination mit dem weltweit wohl einzigartigen Vulkan Surfen machen einen Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis.
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